Freitag, 30. Dezember 2011

Abschließender Bericht


Am Flughafen Memmingen fühle ich mich schon fast wie in Portugal. Außer mir warten fast ausschließlich Portugiesen auf das Boarding. Im Bauch habe ich ein ungewöhnlich mulmiges Gefühl. Da es zu der von mir gewählten Wegführung am Atlantik entlang kaum Informationen gibt, starte ich ein bisschen ins Ungewisse. Für Porto habe ich mir von zuhause aus schon ein Bett in einem Hostel gesichtert, da ich erst nach Mitternacht dort ankommen werde.
Der Flug ist ruhig und das Flugzeug pünktlich. In Porto angekommen bekam ich sehr schnell meinen Rucksack und folgte dann den vielen Portugiesen, die wissen müssen, wie man auf schnellstem Wege zur Metro gelangt. Am Fahrkartenautomaten stand um diese Uhrzeit zu meiner Überraschung noch ein Servicemitarbeiter, der zwar kaum Englisch sprach, mir aber sehr freundlich bei der Wahl der richtigen Fahrkarte half. In der Metro verstand ich bei den Haltestellenansagen kein Wort. Das Portugiesische ist für mich sehr schwierig zu verstehen. Wahrscheinlich ist es das "Nuscheln", das das Portugiesische vom Spanischen unterscheidet. Ich hatte allerdings einen Reiseführer mit Metroplan dabei, sodass ich genau wusste, wann ich aussteigen muss. Die Anzeige in der Metro konnte ich von meinem Platz aus leider nicht erkennen, da ich dringend eine Brille bräuchte. Ich stieg an der Haltestelle Trindade aus und fand mich dank Google Streetview schnell zurecht. Ich war den Weg zum Hostel zuhause am Computer schon mal abgegangen und fand so auch im Dunkeln ohne Umwege zu meiner Unterkunft.
Porto
Nach einer kurzen Nacht machte ich mich auf in die Altstadt von Porto, die mir von mehreren Besuchen in den letzten Jahren schon ziemlich vertraut war. Zuerst schlenderte ich ein bisschen durch die Gassen und fuhr dann mit der Metro über die Eisenbrücke hinüber nach Gaia. Dort stieg ich aus und ging dann durch das Viertel der Portweinkellereien hinunter zum Douro. Eigentlich wollte ich eine der Kellereien besuchen, aber außer mir waren keine anderen Touristen unterwegs. Da ich nicht der einzige Besucher sein wollte, beschloss ich, die Besichtigung auf ein nächstes Mal zu verschieben. Ich kenne Porto nur mit einem ziemlichen Touristentrubel. Im Dezember spürt man davon nichts. Einerseits schön, andererseits fühlte ich mich ein bisschen verloren. Aus der geplanten Fahrt mit der alten Straßenbahn zur Douromündung (wo ich meinen Camino beginnen wollte) wurde leider nichts. Ziemlich unfreundlich wurde ich von der Fahrerin hinauskomplimentiert, da das 24-Stunden-Ticket entgegen der Information im Internet und im Reiseführer für dieses Verkehrsmittel wohl nicht mehr gilt. Wäre die Dame freundlicher gewesen, hätte ich ja extra bezahlt, aber so beschloss ich, zu Fuß zur Douromündung zu gehen. Durch die dadurch entstandene Zeiteinbuße wurden meine Planungen schon ganz am Anfang durcheinander gebracht.
Foz do Douro

Matosinhos
Von der Douromündung bin ich dann mit vielen Pausen nach Matosinhos gelangt. Unterwegs musste ich immer wieder Pause machen, da ich mich so sehr gefreut habe, endlich wieder am Atlantik zu sein. Da ich noch nicht zu Mittag gegessen hatte, kaufte ich mir in einem Supermarkt Brot und Salami und machte dann am Strand Brotzeit. Herrlich! In Matosinhos schlenderte ich in der Fußgängerzone von Laden zu Laden und hatte zum Pilgern noch gar keine rechte Lust. Irgendwann machte ich mich dann aber doch auf die Suche nach gelben Pfeilen. Noch hatte ich nämlich keinen gelben Pfeil entdeckt. Nach der Überquerung der Klappbrücke im Hafen von Matosinhos entdeckte ich dann den ersten Pfeil. Ich merkte aber auch, dass es sehr schnell dunkel wurde und dass ich einfach zu spät gestartet bin und zu viel Zeit vertrödelt hatte. Ich wollte am nächsten Tag den Weg in Matosinhos fortsetzen.
Vila do Conde

Am nächsten Tag war es mir aber überhaupt nicht danach, wieder nach Matosinhos zu fahren, da dann Vila do Conde das Ziel der Etappe gewesen wäre und ich dort von zuhause aus keine geeignete Unterkunft gefunden hatte. Irgendwie war es mir nach sehr stressigen Monaten nicht danach, nach einer Unterkunft suchen zu müssen, obwohl mir das sonst eigentlich nichts ausmacht. Ich beschloss daher ganz spontan, mit der Metro bis nach Vila do Conde zu fahren und dort den Weg fortzusetzen. Mittlerweile habe ich auf Fotos gesehen, dass mir auf dem ausgelassenen Wegstück wirklich etwas entgangen ist. Aber ich wollte eigentlich dieses Stück auch am Ende meiner Reise nachholen, was dann aber doch nichts mehr geworden ist. Die Metrofahrt nach Vila do Conde nahm einige Zeit in Anspruch. Beim Aussteigen konnte ich dann auf dem Weg zur Tür mein Handy nicht finden und ich befürchtete, es liegen gelassen zu haben. Ich bin deshalb noch einmal zurück zu meinem Sitzplatz. Da lag aber nichts, also musste es doch in einer der vielen Taschen meiner Jacke sein. Leider fuhr die Bahn weiter, bevor ich wieder an der Tür war. So bin ich also bei der nächsten Station ausgestiegen, um dann nach einiger Wartezeit mit der Bahn aus der Gegenrichtung wieder zur gewünschten Haltestelle zurück zu fahren. Von der Metrostation irrte ich dann durch den Ort und gelangte dann zum ehemaligen Klosterkomplex, der über dem Ort thront. Pfeile konnte ich nirgendwo entdecken. Die Straßen wurden mit Weihnachtsliedern beschallt, aber es war kein Mensch auf der Straße zu sehen. Die Touristeninformation war leider auch geschlossen, wie ich wenig später feststellen musste. Ich ging dann zur Uferpromenade, da ich mich dort am besten orientieren konnte.
Povoa de Varzim
An der Uferpromenade war für einen Wochentag ungewöhnlich viel los. Erst später las ich dann in meinem Reiseführer, dass der 1. Dezember in Portugal Feiertag ist. Ich folgte der Uferpromenade bis Povoa de Varzim und wurde angestarrt wie ein bunter Hund auf dem Weg nach Santiago. Vielleicht lag es auch daran, dass die Portugiesen an diesem Feiertag das Ende der spanischen Fremdherrschaft feiern. Da ist ein Pilger mit Ziel Spanien irgendwie fehl am Platz. Bis Povoa de Varzim war es kein Problem, den Weg zu finden, da ich immer der Uferpromenade folgen konnte. Nach Povoa de Varzim hörte aber nicht nur die Sonne auf zu scheinen (und der Regen folgte), auch die Promenade war zu Ende und die leidige Suche nach einem Weg, der nicht nach ein paar Metern aufhört, begann. Ein paar niedliche Hündchen (u. a. ein putziger Rottweiler) versüßten mir den Weg. Durch einige mehr oder weniger notwendige Ausweichmanöver (ich wollte den süßen Rottweiler nicht von seinem Plätzchen auf der Dorfstraße verscheuchen) landete ich dann irgendwann am Strand (hinter Aver-O-Mar), wo das Gehen sehr mühsam ist.
Apúlia
Bei einem Strandhotel kann man dann ein Stück auf einem Holzsteg gehen und ich gelangte in den Ort Aguçadoura. Weiter ging es auf der Hauptstraße,  da ich keine Möglichkeit mehr fand, am Strand weiter zu gehen. Ohne die GPS-Funktion meines Smartphones wäre ich spätestens hier nicht mehr sicher gewesen, noch richtig zu sein. Zwischen Aguçadoura und dem außerhalb liegenden Campingplatz (auf dem es im Sommer sicherlich schön wäre) überholte mich plötzlich eine englisch sprechende Familie mit kleinen Rucksäcken auf dem Rücken. Sie waren wohl auf dem Campingplatz im Urlaub und machten einen kleinen Ausflug. Vor dem Campingplatz musste ich entscheiden, ob ich versuche, durch den Campingplatz an den Strand zu kommen oder ob ich einen Weg um den Campingplatz und dahinter liegenden Golfplatz suche. Ich habe mich leider für letztere Variante entschieden, da dies in den von mir verwendeten Wegskizzen auch so eingezeichnet war. So folgte ich vor dem Campingplatz der Fahrstraße um die Kurve und bog dann die nächste Straße links ab. Diese Straße mündete irgendwann auf einen Feldweg, der sich dann irgendwann verzweigte, dann noch einmal verzweigte, sodass ich nicht mehr genau wusste, ob ich noch richtig bin. In den digitalen Karten auf meinem Handy waren diese Feldwege nicht eingezeichnet. Irgendwann hatte ich dann das Gefühl, mich immer weiter vom Meer zu entfernen und ich versuchte, über einen Acker und durch einen Schilfgürtel zum Strand zu gelangen, damit ich mich besser orientieren kann. Ich überquerte einen Bach, schlug mich durch den Schilfgürtel und stand dann plötzlich vor einem hohen Zaun, der den Golfplatz umgibt. Die ganze Mühe war umsonst gewesen und ich musste zurück auf den Feldweg, um doch diesem Weg weiter zu folgen. An einer T-Kreuzung erahnte ich an der Wand eines verfallenen Gebäudes einen gelben Pfeil. Ob er für Pilger angebracht worden war oder einen Wanderweg markierte (es gab mehrere Wanderwegmarkierungen dort), weiß ich nicht, aber ich war kurze Zeit später auf einer Straße, die wieder in meiner digitalen Karte eingezeichnet war. Eine Familie, die gerade in ihr Auto stieg musterte mich von oben bis unten wie einen Außerirdischen. Aus den Informationsblättern aus dem Internet und anhand der digitalen Karte auf meinem Smartphone war ich sicher, wieder auf dem richtigen Weg zu sein (ich war es wahrscheinlich immer). Ich folgte jetzt der Straße, durchquerte den Ort Apúlia und dann ein Waldstück. 

Links immer die Dünen und einige Ferienhäuser. Aus dem Informationsmaterial wusste ich, dass irgendwann rechts eine Straße abgehen muss, die mich nach Fão führt, wo die Jugendherberge ist. Dank meines Smartphones mit GPS verpasste ich diese Abzweigung nicht, auch wenn kein Straßenname angeschrieben war. Nur ein Wegweiser zum Campingplatz, an dem ich dann wenig später vorbeikam, war vorhanden. Gott sei Dank hatte ich zuhause die Jugendherberge als Wegpunkt in die digitale Karte eingetragen, sodass mich mein Handy ohne größere Umwege durch ein Wohngebiet mit vielen kleinen Straßen zur Jugendherberge, die sich hinter einer kleinen Kirche versteckt, lotste. 
JH Fão
Es war mittlerweile fast dunkel und das Gebäude der Jugendherberge sah recht verlassen aus. Ein recht mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus. Wo sollte ich übernachten, wenn die Jugendherberge geschlossen ist? Zu meiner großen Überraschung öffnete sich aber die Schiebetür der JH wie von Geisterhand und ich konnte eintreten. An der Rezeption musste ich ein bisschen warten, bis bemerkt wurde, dass ein Pilger angekommen ist. Ein bisschen hatte ich das Gefühl zu stören, aber ich bekam eine Schlüsselkarte für das Zimmer. Durch gespenstisch leere Gänge gelangte ich zu meinem Zimmer. Ich glaube außer mir blieb noch ein Pärchen über Nacht, ganz sicher bin ich mir aber nicht. Vielleicht war ich auch der einzige Gast. Ich freute mich über die warme Dusche und die Möglichkeit, meine Sachen zu waschen. Später erkundete ich dann noch ein bisschen den Ort und hoffte, noch etwas Essbares zu finden. Der Ort war bis auf einen chinesischen Krimskramsladen wie ausgestorben. Das einzige Restaurant wirkte recht verlassen und einen Supermarkt fand ich auch nicht. Gott sei Dank hatte ich noch Notproviant im Rucksack. Ich kehrte deshalb nach einem kurzen Abstecher an den Fluss zurück zur JH. Als ich im Bett lag und noch ein bisschen in meinem Buch las, hörte ich dass es sehr stark zu regnen angefangen hatte. Nicht besonders beruhigend, wenn man am nächsten Tag wieder eine weite Strecke vor sich hat.
Nach einem Frühstück in der JH stieß ich vor dem Gebäude auf gelbe Pfeile und eine Hinweistafel für Pilger. Selten habe ich mich so über den Anblick gelber Pfeile gefreut. Ich beschloss, diesen Pfeilen zu folgen. Sie führten mich zuerst über die Flussbrücke und dann hinein nach Esposende. 

Pilgerherberge Marinhas
Nach einem kurzen Abstecher ans Meer führte der Weg dann allerdings weg vom Meer in Richtung Marinhas. Dort überquert man die Schnellstraße und gelangt kurze Zeit später zur Pilgerherberge, die in Marinhas vom Roten Kreuz unterhalten wird. Durch viele kleine Dörfer, immer einige Kilometer weg von der Küste, führten mich die Pfeile auf schönen Wegen. In einem kleinen Supermarkt kaufte ich mir eine Flasche Wasser und es kam fast ein bisschen Pilgerstimmung auf. Es standen nur keine Rucksäcke vor dem Laden, wie es auf den Pilgerwegen im Sommer der Fall ist. Als ich kurze Zeit später an einem Wohnhaus vorbei kam, rief mir ein alter Mann zu, ob ich nach Santiago unterwegs sei. Ich bejahte und er sagte etwas auf Französisch, was ich aber leider nicht verstand (obwohl ich ein bisschen Französisch aus der Schule kann). Auf sehr schönen kleinen Wegen kam ich gut voran und ich fühlte mich endlich wieder wie ein Pilger. Bei der Überquerung einer Straße hupte sogar ein Autofahrer und rief mir ein 'bom caminho' zu. Leider sah ich das Meer an diesem Tag nur aus der Ferne. Der Weg führte mich viel bergauf und bergab, an einigen freundlich die Zähne fletschenden Hunden vorbei, und die Füße taten mir irgendwann sehr weh, weil ich sehr viel auf Asphalt und, noch unangenehmer, auf Kopfsteinpflaster gehen musste. Nach mir endlos vorkommenden Kilometern durch hässliche Vororte kam die Brücke hinüber nach Viana do Castelo in Sicht. 
Viana do Castelo
Auf dem JH-Schiff
Vor der Brücke kaufte ich mir in einer Bäckerei etwas zu essen. Die gelben Pfeile waren plötzlich verschwunden, aber ich wusste, dass ich über die Brücke muss und brauchte die Pfeile nicht mehr. In Viana do Castelo angekommen, suchte ich die Jugenhdherberge, die auf einem alten Hospitalschiff untergebracht ist. Leider erfuhr ich dort, dass die Jugendherberge erst um 18 Uhr öffnet. 
Ich beschloss, vor dem Schiff zu warten, da ich unbedingt auf dem Schiff übernachten wollte. Im Nachhinein muss ich sagen, dass dies die falsche Entscheidung war. Mit der Dunkelheit wurde es recht ungemütlich kalt und beim Betreten des Schiffes musste ich feststellen, dass die Räumlichkeiten der JH recht heruntergekommen sind. Dies war auch der Grund, warum ich am nächsten Tag nach der Besichtigung des Museums auf selbigem Schiff in die andere JH wechselte. Sie befindet sich vom Schiff aus gesehen hinter der Eisenbrücke in einem moderneren, ebenfalls etwas heruntergekommenen, Gebäude am Fluss. 
Wallfahrtskirche Monte Santa Luzia
Altes Pilgerhospiz, Viana do Castelo
Ich machte an diesem Tag einen kleinen Ausflug (mit dem Aufzug) hinauf zur Wallfahrtskirche auf dem Monte Santa Luzia. Die Kirche ist nicht ganz nach meinem Geschmack (ein wenig kitschig) und es war sehr seltsam, (fast) ganz allein dort oben zu sein. Nur ein paar Souvenirverkäufer warteten vergeblich auf Kundschaft. Leider verschwand dann bald die Sonne und es wurde regnerisch. Leider wurde der Regen immer stärker und ich musste einsehen, dass es sich eingeregnet hatte. Der Wetterbericht für die nächsten Tage war schlecht und die Einsamkeit (auch in der JH in Viana do Castelo war ich wieder der einzige Gast) machte mir zu schaffen. Zuerst plante ich, nach Tui auf den Hauptweg des Camino Portugues zu fahren, aber das Wetter wurde nicht besser, sondern schlechter. Ich beschloss deshalb, den Camino für dieses Mal abzubrechen und dafür noch etwas Sightseeing zu machen. Schon lange wollte ich mal wieder nach Coimbra und Aveiro, wo ich vor vielen Jahren mit meinen Eltern das letzte Mal gewesen war. Damit endet der Bericht über den Caminho da Costa an dieser Stelle. Es ist zwar schade, dass ich nicht wie geplant bis nach Santiago gekommen bin und nach nur 2,5 Tagen abbrechen musste, aber die Entscheidung war richtig. Irgendwann werde ich auf den Caminho da Costa zurückkehren, dann aber zu einer anderen Jahreszeit.
"Weihnachtsstimmung"
Regen, Regen, Regen...

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Auch wenn ich diesmal meinen Caminho da Costa nach nur 2,5 Tagen abgebrochen habe, wünsche ich mir weiterhin, den Weg mal komplett zu gehen. Dann aber im Sommer, wenn man auch baden kann, wenn an der Küste mehr los ist, das Wetter beständiger ist und keinesfalls mehr allein und als einziger Pilger weit und breit... Vielleicht wird der Weg ja auch mal durchgängig markiert, dann ist die Wegsuche nicht mehr so anstrengend.

Weiteres in einem etwas ausführlicheren Bericht in einigen Tagen....

Dienstag, 6. Dezember 2011

Camino ist überall

Da es die letzten Tage stark regnete, habe ich beschlossen, meinen Camino ganz zu beenden und dafür ein bisschen Sightseeing zu machen.
Bin jetzt in Coimbra und laufe gerade an mehreren gelben Pfeilen vorbei. Auch wenn ich für dieses Mal meinen Camino beendet habe: Der Camino ist überall!
Ich freue mich schon auf ein bisschen Adventsstimmung zuhause, da diese hier trotz viel kitschiger Weihnachtsdeko nicht aufkommen mag. Ich werde dann von zuhause aus ausführlicher berichten. Das dauert aber noch eine Woche.

Sonntag=Ruhetag

Verfasst am 4.12. um 15:30 Uhr in der JH Viana.

Ich hatte erst gar nicht dran gedacht, dass heute Sonntag ist. Erst beim Blick auf den Fahrplan wurde mir das bewusst. Da sonntags kaum Züge fahren und ein Tag Pause nie schlecht ist, fahre ich erst morgen nach Valença. Sollten auch dort keine anderen Pilger sein, breche ich den Camino für dieses Mal ab und fahre nach Coimbra und/oder Aveiro.
Heute regnet es leider den ganzen Tag. Der Ausflug zum Strand fiel dadurch leider recht nass aus. Hoffentlich zeigt sich morgen die Sonne wieder.

Pfeile und ein Bom Caminho

Verfasst am 3.12. in der sehr verlassen wirkenden JH Viana.

Ab Fao gab es bis Viana do Castelo durchgängig gelbe Pfeile. Zur Wegführung: Vom Meer sieht man leider wenig. Man wird durch die Dörfer im Hinterland geführt. Dabei geht es meist über Asphalt oder noch schlimmer über sehr unebenes Kopfsteinpflaster. Bis Viana waren es eigentlich nur um die 30km, was nach meinen Erfahrungen eigentlich kein Problem ist. Gestern konnte ich am Schluss kaum noch stehen und an den Zehen bekam ich nach vier Caminos das erste Mal Blasen.
Die Nacht wollte ich in der JH verbringen, die auf einem ehemaligen Hospital-Schiff untergebracht ist. Dafür nahm ich sogar zwei Stunden Wartezeit in Kälte und Dunkelheit auf mich. Die JH öffnet erst um 18 Uhr. Innen stellte sich das Schiff dann als ziemlich muffig und heruntergekommen dar. Zurück zum Camino: Die letzten beiden Tage waren schön, aber auch sehr anstrengend und v. a. sehr einsam. Die Anwohner nehmen kaum Notiz von einem. Nur manchmal hört man dass sie was von Santiago tuscheln. Ein einziger hat gefragt, ob ich Pilger sei und einer hat mir aus dem Auto ein "bom caminho" zugerufen. Pilger scheinen hier noch ziemlich selten zu sein. Auch Touristen sind um diese Jahreszeit sehr selten und so bin ich überall wo ich hinkomme allein. Die Jugendherbergen habe ich fast ganz für mich allein. Gestern war außer mir noch ein weiterer Gast da, der allerdings erst um 4 Uhr nachts zurückkehrte. Da bleiben dann nur Selbstgespräche. Nach mehreren Tagen der Einsamkeit habe ich genug der Stille und Einsamkeit, auch wenn ich oft allein bin und die Stille sonst sehr genieße. Jetzt ziehe ich allerdings die Konsequenzen. Mein Caminho da Costa ist hier in Viana nach nur 2,5 Tagen beendet. Ich fahre morgen nach Valença und schaue mal, ob auf dem caminho central mehr los ist. Das Meer werde ich dann am Ende nochmal besuchen.

Keine Pfeile

VzVerfasst am 1.12.2011 in der JH Fao um 20:50h.

Einen Tag habe ich in Porto und am Meer bei Matosinhos verbracht. Von Matosinhos bin ich über die Douro-Mündung zurück in die Innenstadt von Porto gelaufen. Die erste Übernachtung im Hostel ließen Erinnerungen an die Pilgerherbergen wach werden und mich wach bleiben. Ich hatte leider nicht nur einen Schnarcher im Zimmer.
Da ich keinen Stress und genug Zeit haben möchte, habe ich mich entschieden, die Etappe Matosinhos-Vila do Conde vorerst auszulassen. Vielleicht kann ich sie am Ende noch nachholen.
Der heutige Tag war anstrengend. Zuerst wollte der Fahrkartenautomat in der Metrostation nur abgezähltes Geld und ich hatte nur einen 50-€-Schein. Dann machte ich mich in Vila do Conde vergeblich auf die Suche nach gelben Pfeilen. Was ich da noch nicht wusste: auf der gesamten Etappe sah ich nur einen gelben Pfeil. Während der erste Teil einfach war (immer an der Uferpromenade entlang), war der zweite Teil recht schwierig. Nur mit Kartenskizzen aus dem Internet und der GPS -Funktion meines Smartphones konnte ich dann doch den Weg nach Fao finden (mit einigen Schwierigkeiten und Umwegen). Ab hier scheint der Weg wieder markiert zu sein. Vor der JH sind gelbe Pfeile! Leider regnet es jetzt stark und ich hoffe, es hört bis morgen wieder auf.

Donnerstag, 24. November 2011

Streik legt Verkehr in Portugal lahm

...so lese ich gerade auf tagesschau.de. Hier mein ganz egoistischer Wunsch: Bitte nicht streiken liebe Portugiesen, wenn ich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen bin. Obrigado!